Blåbär – Erinnerungen an den Kungsleden

Kurz bevor ich von Wien nach Oxford aufgebrochen bin – eigentlich am letzten vollen Tag, den ich zuhause hatte – habe ich noch einen Nähkurs bei der Stoffprinzessin  besucht. Ich wollte lernen, wie ich mit meiner Pfaff-Nähmaschine (ein Geschenk von meiner Großmutter), die mit mir nach Oxford übersiedelt ist, Jersey verarbeiten kann und mir T-Shirts selber nähen kann. Stoff hätte ich eigentlich schon genug gehabt, aber ein ganz besonderer Stoff hat mich bei der Stoffprinzessin angelacht: Petrolfarben und mit überdimensionalen Heidelbeerstauden darauf. Außerdem hat er einen schwedischen Namen: Blåbär. Da sind sofort alle möglichen Erinnerungen in mir hoch gekommen, von Wanderungen in Schweden und Österreich, Heidelbeer-Pflück-Pausen, blauen Händen und Lippen, Heidelbeerpalatschinken bei der lieben Oma von Freundin K. im Waldviertel, dem Heidelbeer-verrückten Hund Paxi meiner Tante in Kanada…

Wie ihr vielleicht herauslesen könnt: Ich finde Heidelbeeren einfach großartig und freue mich immer riesig, wenn ich im Wald welche finde. So zum Beispiel am schwedischen Kungsleden, wo wir 2014 im Sommer wandern waren und uns die Unmengen an Heidelbeeren das eher trübe und ziemlich kalte Wetter fast vergessen haben lassen… Davon möchte ich euch ein bisschen erzählen.

Aber zuerst einmal zum Inspirationsstoff und dem Ergebnis des Nähkurses:

Blåbårstoff
Weckt dieser Stoff bei euch auch schöne Erinnerungen?
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Bei einem Spaziergang durch das Zentrum von Oxford. Eigentlich ist es hier noch nicht so warm, dass man ohne Mantel herumlaufen will!

Auf dem Foto ist gleich noch mehr Selbstgemachtes zu sehen: Der Rock ist eines meiner ersten Nähstücke und in einem Kurs, den ich im Wiener Stoffsalon zusammen mit meiner Mama besucht habe, entstanden. Eine schöne Erinnerung! Aus den Stiefeln blitzen außerdem die tollen Woll-Ringelsocken hervor, die Martins Cousine S. extra für mich und das kalte englische Wetter gestrickt hat.

Übrigens: Einen anderen Stoff hat es neben dem Heidelbeeren-Jersey auch noch gegeben, dem ich absolut nicht widerstehen konnte. Mit Kanelbullar drauf! Aber dazu ein andermal mehr 😉 Wer die nicht kennt – das sind schwedische Zimtschnecken, die einfach unglaublich gut schmecken.

Nun aber zum Kungsleden: Im August 2014 waren Martin, sein Bruder Peter, unser Freund Florian und ich eine Woche lang am nördlichen Kungsleden, dem schwedischen Königspfad wandern. Wir waren mit Zelten unterwegs und haben uns nur einmal, nach einem besonders nassen Tag, eine Übernachtung in einer Hütte gegönnt  – das war eine tolle Belohnung! Unsere Route hat uns von Abisko ganz im Norden von Schweden Richtung Süden nach Nikkaluokta geführt, etwa 120 km sind wir gewandert. Dieser Teil des Weitwanderweges, der insgesamt eigentlich rund 400 km lang ist, ist der beliebteste und wird für schwedische Verhältnisse stark begangen. Trotzdem haben wir unterwegs nur sehr wenige Menschen getroffen. Zwei Tage lang haben wir uns außerdem abseits vom Kungsleden begeben und sind stattdessen durch das Vistas-Tal gewandert. Da waren wir ganz alleine unterwegs!

Ich hatte mir im Vorfeld etwas Sorgen wegen den berühmt-berüchtigten Mücken in Nordschweden gemacht und war deshalb sehr froh festzustellen, dass es fast gar keine Gelsen gab. Schnell war aber auch klar, was der Grund dafür war: Es war einfach schon zu kalt. Unsere Internetrecherchen hatten zwar ergeben, dass wir durchaus mit kaltem Wetter und Temperaturen zwischen 0 und 5 Grad rechnen mussten (schließlich waren wir deutlich nördlich vom Polarkreis unterwegs), aber wir waren dann doch überrascht, dass es fast durchgehend so kalt war. Es war auch die meiste Zeit eher verregnet – also nicht unbedingt die besten Voraussetzungen für eine gelungene Wanderung. Tatsächlich hat uns das Wandern am Kungsleden aber sehr gut gefallen: Abgesehen von der netten Wandergesellschaft liegt das vor allem an der großartigen Natur, die wir erleben durften. Weite Täler, schroffe Felshänge, klares Wasser – und das alles (fast) ohne Spuren von Menschen. Das eher ungemütliche Wetter hat die Bergkulisse oft toll in Szene gesetzt:

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Dramatische Wolkenstimmung um den Nallo-Gipfel

Wandertechnisch ist dieser Teil vom Kungsleden nicht besonders anspruchsvoll, man macht auch nicht besonders viele Höhenmeter. Mental war das Wandern aber sehr wohl eine Herausforderung, denn wenn es kalt und nass ist muss man sich schon etwas überwinden weiterzugehen. Aber wir haben uns bei Laute gehalten: mit einer Rollenspielgeschichte, die sich Peter für uns ausgedacht hat, mit Popcorn am Campingkocher, die Martin als Überraschung für uns mitgebracht hat und mit unterwegs gepflückten Heidelbeeren – die haben uns das Wandern richtig versüßt. Ab und zu ist dann doch auch die Sonne herausgekommen, was wir dann natürlich besonders zu schätzen wussten. Einmal hat Martin sogar in kurzer Hose gefrühstückt! 😉

Bei den STF-Hütten (der Svenska Turistföreningen ist sowas wie der Alpenverein und betreibt Hütten sowie Bergstationen und kümmert sich um die Wanderwege), an denen wir unterwegs vorbeigekommen sind, haben wir auch immer wieder Fotos vom Kungsleden im Winter gesehen. Wow, das schaut toll aus! Im Winter „wandert“ man mit Skiern von Hütte zu Hütte, durch eine vollkommen unberührte weiße Traumlandschaft… Das muss toll sein! In der Sälka-Hütte gibt es außerdem eine Sauna, in der man sich nach einem langen, kalten Skitag so richtig gut aufwärmen können. Wir hätten also große Lust, im Winter einmal zum Kungsleden zurückzukehren.

Hier ein paar Eindrücke vom Kungsleden und den Heidelbeeren:

Um auch geschmacklich die Erinnerung an Heidelbeeren wachzurufen, habe ich am Wochenende beschlossen einen schwedischen Blåbärpaj zu backen.

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Wer mag ein Stück?

Das Rezept ist etwas improvisiert und aus zwei anderen Rezepten zusammengestückelt, hat aber sehr gut geschmeckt (zwei Zeugen 🙂 ). Deshalb gibt es hier das Rezept für euch:

Smulpaj med blåbär
(Streuselkuchen mit Heidelbeeren)Zutaten für den Teig:
3 dl (300 ml) Mehl (gerne Vollkornmehl)
150 g Butter oder Margarine
2-3 EL WasserZutaten für die Streusel:
2 dl Haferflocken
2 dl Rohrzucker
1,5 dl Mehl
1,5 dl Butter oder Margarine

Und außerdem:
etwa 400 g Tiefkühlheidelbeeren (oder frische, das ist natürlich noch viel besser!)

Das Backrohr auf 180 Grad Umluft aufheizen. Die Heidelbeeren aus dem Tiefkühlfach holen und etwas auftauen lassen. Den Teigboden vorbereiten. Dafür alle Zutaten gut verkneten, bis eine homogene und nicht klebrige Masse entsteht. Eine runde ofenfeste Form fetten und mit dem Teig auskleiden. Etwa 15-20 Minuten backen. Währenddessen die Streusel vorbereiten. Dafür einfach alle Zutaten gut miteinander vermischen. Wenn der Teigboden fertig gebacken ist, die Heidelbeeren darauf verteilen und die Streusel mit den Fingern darüber krümeln. Noch einmal für etwa 15-20 Minuten uns Rohr schieben, die Streusel sollten schön knusprig werden.

Tipp: Damit sich der Teig nicht mit der Flüssigkeit der Heidelbeeren vollsaugt, den Teig etwa 5 Minuten bevor er fertig gebacken ist, mit Eigelb bestreichen.

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Je nach Wetter und Laune mit warmer Vanillesauce oder Vanilleeis servieren.

2 Gedanken zu „Blåbär – Erinnerungen an den Kungsleden“

  1. Mich hat die Weite und Einsamkeit der Landschaft jedenfalls sehr beeindruckt. Aber ich weiß nicht, ob es nicht vielleicht im Winter am Kungsleden noch schöner ist … Müssen wir noch herausfinden! Mimi

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