Die Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr wollten wir nützen um auf den Wiener Hausbergen unser neues Winterzelt auszuprobieren (ein Kaitum 3 Zelt von Hilleberg, das natürlich nicht nur im Winter geeignet ist, aber da eben besonders), das wir zur Hochzeit geschenkt bekommen hatten.
Das Wetter in Österreich hat bei unserem Plan nicht so recht mitgespielt, es war frühlingshaft warm und dementsprechend hat es auch auf Rax und Schneeberg fast keinen Schnee gegeben. Also haben wir beschlossen, statt dem Winterzelt unser Tarp, ebenfalls ein Hochzeitsgeschenk, das wir noch nicht ausprobiert hatten, mitzunehmen. Um trotzdem möglichst viel vom Winter zu haben, entschieden wir den Schneeberg zu besteigen und nahe an der Schneegrenze zu übernachten. Mit im Gepäck: Reste vom Weihnachtsessen zum Aufwärmen am Campingkocher, Lachs-Wraps und Marillenmarmelade-Palatschinken, Weihnachtskekse und natürlich Hundefutter für Kiwi.
Aufgestiegen sind wir von Reichenau aus über die schattige, aber trockene Eng zur Knofleben, wo wir uns auch schon eine Mittagsrast gegönnt haben.
Weiter ging es am Wassersteig, der durch waldiges Gelände um den Krummbachstein herum führt. Höhenmeter macht man dabei nur wenige, aber es geht trotzdem dauernd rauf und runter. Kurz bevor man den Krummbachsattel erreicht, führt der Weg an einer Quelle vorbei. Das kam uns sehr gelegen! Weiter ging es dann in zunehmend steilem Gelände in Richtung Damböckhaus (1810 m). Kurz bevor wir dort ankamen, führte uns der Weg durch schöne Latschen, wo wir den perfekten Zeltplatz vorfanden: Ein ebene, grasige Fläche mit einer grandiosen Aussicht.
Das Tarp (ein UltaMid 4-Person Tarp von Hyperlite Mountain Gear) ist mit seinen etwa 600g nicht nur superleicht, sondern auch richtig schnell aufgebaut. Es gibt nur eine einzige „Zeltstange“: in der Mitte stehen zwei mit einander verbundene Wanderstöcke. Wir haben unser Abendessen aufgewärmt, es uns gemütlich eingerichtet und sind dann schon recht bald schlafen gegangen. Die Nacht war doch relative kalt (das Wasser in Kiwis Schüsserl war in der Früh jedenfalls gefroren), aber das hat uns in unseren dicken Daunenschlafsäcken und Kiwi in ihrem Winterfell nichts ausgemacht.
Am nächsten Morgen war von der tollen Aussicht nichts mehr übrig, um uns herum war alles in Wolken gehüllt. Umso beeindruckender war die Aussicht dann, als wir am Waxriegel (knapp unter 1900 m) über den Wolken standen!
Von dorthin war es nicht mehr weit zum Gipel, dem Klosterwappen (2076 m). Das letzte Stück sind wir über Schnee gegangen, dieser war relativ weich und problemlos begehbar. Für den Abstieg zur Kienthalerhütte, haben wir uns dann doch die Steigeisen angezogen, da der Hang im Schatten lag und der Schnee stellenweise vereist war. Kiwi hat zwar ab und zu gewinselt, ist aber trotzdem gut hinuntergekommen. Bei der Kienthalerhütte angekommen, war vom Winter nichts mehr zu spüren! In T-Shirt und barfuß in der Sonne sitzend haben wir dort Mittagsrast gemacht. Das letzte Stück vom Abstieg war uns von Weichtalklamm-Wanderungen schon gut bekannt: gemütlich führt der Ferdinand-Mayer-Weg ins Höllental zum Weichtalhaus.
Hier ein paar Eindrücke von unserer Wanderung:
Highlights:
- Ein wunderschöner Zeltplatz mit Blick ins Tal, Kochen bei untergehender Sonne.
- In der Nacht haben wir einen Fuchs gehört, der uns mit seinem markanten Ruf aufgeweckt hat. Er kann nicht sehr weit weg gewesen sein und hat für mehrere Minuten gebellt.
- Unterwegs haben wir mehr Gemsen als Menschen gesehen, insgesamt 59:38!
- Erste Übernachtung im Tarp – so ein geräumiges Zelt ist ein richtiger Luxus, wir sind sehr begeistert.
Unsere Route:
Reichenau an der Rax – Eng – Naturfreundehaus Knofleben – Wassersteig – Krummbachsattel – Übernachtung auf etwa 1700 m Höhe auf dem Weg zum Damböckhaus – Abstecher zum Waxriegel-Gipfel – Damböckhaus – Klosterwappen – Kienthaler Hütte – Ferdinand-Mayer Weg – Weichtalhaus
Wir haben für diese Route zwei jeweils nicht besonders lange Wandertage gebraucht (Aufbruch am ersten Tag erst gegen 10:30, Ankunft im Tal gegen 15:30).
Steigeisen waren nicht unbedingt notwendig, beim Abstieg aber praktisch.
Fazit:
Eine schöne Schneeberg-Route, die sich bei der Schneelage Ende 2015 auch im Winter sehr gut gehen lässt. Großartige Aussicht, sowohl vom Klosterwappen, als auch vom Waxriegel und beim Aufstieg zum Damböckhaus! Der höchste Teil des Schneebergs ist durch die Zahnradbahn sehr gut erschlossen und etwas weniger „wild“ als die entlegeneren Teile vom Rax-Plateau. Da aber momentan die Zahnradbahn momentan Winterpause macht, war fast niemand am Gipfel unterwegs und wir konnten den Schnee, die Aussicht und die vielen Gemsen richtig genießen!