Die erste Etappe unserer Tour ist geschafft. Gemeinsam mit unseren Freunden Stefan und Julia sind wir am Nordkapp gestartet und sind dem E1 Fernwanderweg 340km bis Kautokeino gefolgt. Unzählige Eindrücke haben wir auf dem Weg gesammelt, die wir versuchen hier kurz wiederzugeben.
Nordkapp, Norwegen bis Kautokeino, Norwegen (3. – 20. Juli)
Es ist ganz schön aufregend als wir nach langer Flug- und Busreise am Nordkapp ankommen. Hier beginnt also unsere Wanderung. Aus dem Besucherzentrum blicken wir in den dichten Nebel hinaus. Es hat 7°C, 20 Grad kühler als in Oslo. Wir machen noch Fotos bei der ikonischen Weltkugel, die auf den Klippen des Nordkapps gebaut ist, und machen die ersten Schritten in Richtung Süden.
Da es schon Abend ist, als wir aufbrechen, wandern wir nur noch zwei Stunden. Der Nebel verhüllt die umliegende Landschaft, wir sehen nur ein Stück Straße vor uns. Die Rucksäcke, gefüllt mit Essen für 14 Tage, sind viel zu schwer. Zweifel schleichen sich in unsere Gedanken, wie sollen wir mit so viel Gewicht eine solche Wanderung bewältigen? Als wir schließlich einen Zeltplatz erreichen, sind wir erschöpft. Uns ist kalt und es geht starker Wind, das Aufstellen des Tarps will nicht so recht klappen. Obwohl wir schon oft erlebt haben, dass der Anfang am allerschwersten ist, ist es schwierig die Zweifel zu verdrängen. Aber schließlich steht das Tarp, ist sturmfest mit Steinen gesichert und wir können vom Wind geschützt essen und in unsere Schlafsäcke flüchten.
Wie noch jedes Mal besiegen wir die Anfangszweifel und am nächsten Tag sieht die Welt schon anders aus. (Metaphorisch gesprochen, tatsächlich sehen wir in der Früh immer noch nichts als eine Nebelwand.) Schritt um Schritt gewöhnen wir uns an die Belastung, Mahlzeit um Mahlzeit werden die Rucksäcke langsam leichter, Handgriff um Handgriff gewinnen wir an Routine.
Besonders hat natürlich geholfen diese ersten Schritte in Begleitung zurücklegen zu können. Stefan und Julia sind herausragende Wanderpartner, gut gelaunt, motiviert, interessante Gesprächspartner, zu Unsinn aufgelegt und gerne bereit Essen mit uns zu tauschen und zu teilen. Stefan hat Liedtexte ausgedruckt und mitgebracht, also überbrücken wir anstrengende Passagen indem wir laut und falsch singend durch Sümpfe waten.
Der Weg durch die norwegische Finnmark nach Kautokeino führt uns durch verschiedenste Landschaften. Schroffe und steile Klippen am Nordkapp, enge Täler, Sandstrände, weite Grassteppen, Sümpfe, karge Birkenwälder, Hügelketten, Geröllfelder, … Entlang des ganzen Weges, also in 17 Tagen, treffen wir nur 12 andere Wanderer. Rentiere sehen wir wesentlich mehr, denn diese weiden im Sommer in Küstennähe.
Auch das Wetter ist vielseitig. Unsere Wanderung beginnt mit 7 Grad und Nebel und endet mit über 30 Grad Sommerhitze. Öfters nützen wir die vielen Seen und Flüsse um uns zu waschen und – als es wärmer wird – zum Abkühlen an langen Wandertagen. Was für ein Vergnügen sich an so einem Tag in einem See mit Sandstrand oder in einem versteckten Canyon aufzufrischen! Auch die regelmäßigen Flussquerungen sind an diesen Tagen willkommene Erfrischungen – denn nur die allerwenigsten Flüsse haben hier Brücken.
Die Schilderung wäre grob unvollständig, wenn wir nicht auch unsere Peiniger erwähnen würden: Gelsen und andere stechende Insekten aller Art. Über mehrere Tage hinweg vermerken wir in unserem Tagebuch, dass die Gelsen heute so schlimm waren wie noch nie zuvor. Jeder Sumpf, jedes Feuchtland, jeder Wald bringen neue Schwärme und wir wehren uns mit Insektenmittel, Regenjacken und Insektennetzen so gut wir können. Es ist ein Gewöhnungsprozess, denn es ist unvermeidbar gebissen zu werden. Wir genießen die Abschnitte auf den Hügeln und jeden Windhauch, die kurze Erlösung bringen.
So viel mehr gebe es noch zu sagen, aber für das Erste beschränken wir uns auf eine Bildergallerie mit weiteren Eindrücken vom Wandern durch die Finnmark, mit 24 Stunden Sonnenlicht, guten Freunden als Begleitung, in großartiger Landschaft und mit der aufregenden Gewissheit, dass wir nun unser großer Abenteuertraum Wirklichkeit geworden ist.
M & M,
you must be taking a rest day at an internet cafe, 3 posts in 24 hours. I love the update, only 12 people in 17 days, wow! It all looks lovely except the mosquitos, they look like they could drive you insane. Enjoy every step,
Michelle & Bruce
Very well observed! 🙂 Our „rest days“ in civilization are alwas quite intense – buying food supplies, washing washing, recharging our electronical devices, going through photos… and writing blogposts! It feels great when everything is done, our backpacks are packed and we can head out into nature again. M&M
Kein Wunder dass ihr nur 12 Wanderer getroffen habt, die anderen wurden von den Gelsen leergesaugt nachdem sich alle bis auf die mutigsten Exemplare nach eurem Gesang von euch abwandten und sich andere Beute suchten! 😉
In Grönland hatten wir auch diese Peiniger. Einfacher Trick: einfach weiter gehen, gleich in Einem bis zum Ende, Pause gibt es halt erst dann! 👍
Ps: falls ihr noch liedertexte braucht, der hier wäre passend:
https://www.azlyrics.com/lyrics/queensofthestoneage/mosquitosong.html
Hier der Sound dazu..
https://youtu.be/85alFFQZ9To
🙂
Ja, das Lied ist mir tatsächlich schon öfters durch den Kopf geschwirrt. Sehr passend… LG in den Süden, Martin
Hallo ihr beiden 🙂
Endlich sind eure Blogposts wieder da !!! Habe mich schon sehr darauf gefreut 🙂 durch eure Einträge macht ihr eure Reise für uns greifbar. Es wurde schon einmal (Ich glaube von Gerhard?) die Idee geboren, eure Blogposts in ein Buch zu verpacken. Diese Idee unterstütze ich vollkommen!! 🙂
Danke auch für die Einblicke, dass ihr an manchen Tagen mit Zweifeln zu kämpfen habt und wie ihr mit diesen umgeht !
Ich wünsche euch weiterhin gute Laune, kräftige Füße, ein hilfreiches Mittel gegen die Gelsen und schöne Momente zu zweit 🙂 und natürlich freue ich mich auf die nächsten Blogposts!
Danke Anna! Freut uns sehr, dich als treue Leserin zu haben 🙂 Über die Buch-Idee denken wir tatsächlich nach, mal schauen…
LG M&M
Liebe Abenteurer!
Vielen Dank für Eure spannenden Berichte, die wir immer mit Genuss (manchmal sogar mit Herzklopfen) lesen! Wir wünschen Euch weiterhin viel Energie und Freude bei Eurer tollen Unternehmung!
Herzliche Grüße!
Wruß.
Vielen Dank! Wir freuen uns sehr, wenn wir mit unseren Beiträgen ein bisschen einen Einblick in unser „Abenteuerleben“ geben können und umso mehr, wenn sie sogar ein Genuss zu lesen sind! Liebe Grüße, Mimi und Martin