Wieder anzufangen ist schwer. Wenn man zuhause in der warmen Wohnung sitzt und draußen das Wetter ungemütlich ist, kann man zwar gut von weit entfernten Abenteuern träumen, aber hier und jetzt das Haus für ein kleines Abenteuer zu verlassen, ist gar nicht so einfach. Anstatt dass wir einfach den nächstbesten Hügel besteigen, verlieren wir uns lieber in Tagträumen und schauen uns sehnsüchtig Bilder von verschneiten Berglandschaften in Lappland, Granitfelsen in Bohuslän und Sommerwiesen in den Alpen an. Ohne Zweifel wollen wir wieder in die Natur hinaus, aber… wieder anzufangen ist schwer.
Auf unserem Blog hat sich in letzter Zeit wenig getan, was daran liegt, dass wir tatsächlich wenig Verblogbares erlebt haben. Unsere Aktivitäten im Freien hatten sich auf Tagesausflüge beschränkt (durchaus schöne!), aber selbst davon gab es seit Neujahr kaum welche. Von Abenteueren in der Natur hat uns nämlich eine unangenehme Mischung aus Krankheit, Arbeit, traurigen Ereignissen und grauem Wetter abgehalten. Mehr und mehr haben wir gemerkt, wir sehr uns unsere kleinen Auszeiten im Freien fehlen: der Kontakt zur Natur, die Ausgeglichenheit und Ruhe beim Gehen, das Gefühl von Unabhängigkeit wenn man alles Wichtige bei sich im Rucksack trägt und das Abenteuer einer Zeltnacht.
Daher haben wir beschlossen, am Wochenende endlich wieder eine zweitägige Unternehmung zu starten. Eigentlich wollten wir mit dem Rad einem uralten Handelspfad folgen, der eine Hügelkette entlang führt. Doch umso näher das Wochenende rückte, umso schwieriger wurde es für uns nach einer anstrengenden Woche auch noch die Kraft für ein sportliches Wochenende zu finden. Am Samstag Morgen haben wir uns schließlich zusammengerafft und begonnen unsere Sachen zu packen, doch dabei merkten wir, dass wir einfach aus der Übung gekommen waren. Was muss eigentlich alles mit und wo sind die Dinge überhaupt? Und wie soll das alles in die Packtaschen passen? Wie kommen wir an den Startpunkt und haben wir dann genug Zeit bis es dunkel wird? Haben wir die passende Karte? Und ist das wirklich Spaß und nicht nur Anstrengung? … wieder anzufangen ist schwer.
Mimi, wie wäre es, wenn wir einfach unsere Rucksäcke packen und in irgendeine Richtung losgehen?
Eine neue Idee, die viel verlockender klang. Wir streichen die Planung, packen einfach unsere Rucksäcke und schauen wohin uns unsere Füße tragen. Der Startpunkt ist unsere Haustüre und die Logistik beschränkt sich auf das Einpacken von Essen und Wasser. Gesagt, getan. Mit wieder gewonnener Motivation waren wir eine Stunde später aufbruchsbereit.
Unsere Füße haben uns schließlich westwärts aus Oxford hinausgeführt, unter der Autobahn hindurch und über Felder, bei grauem Himmel und Nieselregen, vorbei an einem großen Wasserreservoir zur sich dahinschlängelnden Themse. Der Themse folgen wir eine Weile und freuen uns immer wieder Vertrautes zu entdecken – diesen Abschnitt der Themse haben wir ja schon per Packraft erkundet. Kurz vor Einbruch der Dunkelheit finden wir eine schützende Hecke, hinter der wir uns Tarp aufbauen, bevor es so richtig zu schütten beginnt. Es beginnt ein gemütlicher Abend im Zelt mit Outdoor-Abendessen, Lesen und Einkuscheln in den warmen Schlafsack während der Regen auf die Zeltplane prasselt. Das haben wir vermisst!
Am nächsten Morgen begrüßt uns ein herrlicher Sonnenaufgang, Wassertropfen glänzen auf den Grashalmen und Vögel singen aus voller Kehle. Wir frühstücken im Zelt und machen uns dann auf den Weg nach Hause. Wir folgen der Themse auf der anderen Flussseite und kehren in großem Bogen wieder von Norden nach Oxford zurück.
Zuhause angekommen spüren wir unsere Füße, unsere Beine, unsere Schultern und sind ganz schön müde. Aber es fühlt sich herrlich an, wieder einmal wirklich draußen gewesen zu sein, im Freien übernachtet zu haben und unserer Bequemlichkeit etwas entkommen zu sein! Wir freuen uns auf die nächsten, hoffentlich größeren Unternehmungen und Abenteuer!
In diesem Sinne wünschen wir euch allen einen beschwingten Start in den Frühling und die Energie Dinge, die ihr gerne macht, (wieder) in Angriff zu nehmen. Der erste Schritt ist der Wichtigste!
der Mut, wieder anzufangen, und die Freude daran, etwas geschafft zu haben, etwas besonderes gemeinsam erlebt zu haben, möge euch immer erhalten bleiben
Liebe Mimi, lieber Martin!
Super, dass ihr wieder euer „Kraftwerk“ in Betrieb genommen habt!
Wir haben am Sonntag viel über euch beide gesprochen, denn wir sind herausfordernde 😊 12km gegangen. Wir gehen ja sternförmig von Wien die umliegenden Weitwanderwege und diesmal kamen wir von der Donaustadtbrücke über die Lobau nach Großenzersdorf. Währenddessen haben wir philosophiert, wie lang wohl eure Strecken immer (gewesen) sind und hatten beide nach dem vortägigen Garteneinsatz jammervolle Rückenschmerzen.
Ja, das war zwar dumm, aber die Freude haben wir uns nicht verderben lassen.
Die Grillplätze an der Donau „riechen“ schon nach Sommer, die Lacken in der Lobau sind urwaldmäßig, einen Bieber haben wir in einem Schaugehege gesehen, riesige Schneeglöckenansammlungen, eine Plastikschachtel, in der gestanden ist, wir sollen sie wieder in ihr Versteck legen, denn sie ist Teil einer ?…-Appp-Schatzsuche…. Geschichtsunterricht über Napoleon haben wir auch so nebenbei bekommen.
… und der Genuss dann im Autobus zu sitzen und Beine und Rücken zu entlasten (uuuhiii, sind wir schon alt!!!!), das Aufstehen und der U-Bahn nachlaufen ist unsere „Challenge“…
So, ihr Lieben, das war die Mickeymousevariante von eurem Wochenende, aber wir waren beim Nachhause kommen wunderbar müde und zufrieden.
Ganz liebe Grüße von Gabi