Eis, Schnee und Kanelbullar – Kungsleden Teil 2

Ammarnäs nach Jäkkvik, 79km in fünf Tagen. Norrbotten, die nördlichste Provinz Schwedens. Hügelige Wälder bestehend aus Nadelbäumen und Birken. Leere Schneewüsten mit Blick auf hohe Gipfel. Sonnenschein und Vogelgezwitscher, ein Hauch Frühling.

Aber auch eisiger Wind und Eisklumpen im Bart. Zwei Nächte im Zelt, eine in einem Feriendorf, eine in einer Selbstversorgerhütte. Große Freude über Rast- und Windschutzhütten am Weg. Feuer machen, Schnee schmelzen für Trinkwasser. Gutes Essen und Wärme genießen. Fünf Tage Kungsleden.

Begegnungen mit Scooterfahrern

Auf diesem Abschnitt haben wir keine anderen Skifahrer getroffen, jedoch einige Scooterfahrer. Zu den hier sehr populären Scootern haben wir gemischte Gefühle. Einerseits sind Scooterfahrer – wie wir – hier um die Natur zu erleben und im Schnee unterwegs zu sein. Die Fahrer sind allesamt sehr freundlich, grüßen uns beim Vorbeifahren und achten immer darauf, genügend Abstand zu uns zu halten. Von einigen bekommen wir auch aufmunternde Worte oder Gesten. Und von einer Gruppe Scooterfahrern sind wir sogar in einer Rasthütte auf eine Portion Schweinekoteletts mit salzigem Kaiserschmarrn eingeladen worden – die ideale Ergänzung zu unserer ohnehin vorgesehenen vollen Mahlzeit.

Andererseits sind Scooter schon große, laute Maschinen – vergleichbar mit schweren Motorrädern – die nicht besonders gut in das Bild der ungestörten Natur passen. Der Geruch von Benzin passt einfach nicht zu der klaren kalten Bergluft. Während Scooter auch für Arbeiten verwendet werden (von Nationalpark-Rangern, dem STF für Transporte zu Hütten, von Rentierzüchtern, …), werden doch die meisten Maschinen als Freizeitaktivität genützt. Wir fragen uns also schon, wieviel Platz diesen Maschinen in den Bergen eingeräumt werden sollte. In manchen Nationalparks sind Scooter gänzlich verboten, aber das ist seltener der Fall als man glauben könnte.

Doch wir dürfen uns nicht allzu kritisch äußern, denn die Scooter bringen auch einen großen Vorteil für uns. Sie hinterlassen nämlich fest zusammengedrückten Schnee, der uns das Vorankommen deutlich erleichtert. In diesem Sinne, wer im Glashaus sitzt, soll nur mit Steinen werfen, die gut mit Schaumstoff gepolstert sind.

Vom Zelten im Winter

So richtig viel Erfahrung mit dem Winterzelten haben wir ja noch nicht auf unserer Tour gesammelt (erst 4 Zeltnächte bis jetzt), aber eines können wir jetzt schon sagen: kalt ist uns nicht in unseren zwei Schichten Daunenschlafsack. Im Gegenteil, während der zweiten Zeltnacht zwischen Ammaräs und Jäkkvik war uns sogar deutlich zu warm, da hätten wir auf die zweite Schlafsackschicht leicht verzichten können.

Abendessen, für die Nacht fertig machen, im Schlafsack zusammenkuscheln, schlafen, in der wohligen Wärme des Schlafsacks frühstücken (eventuell mit einem Klogang ins Freie irgendwann dazwischen 😉 ) und alles im Zelt wieder zusammenpacken funktioniert alles ganz wunderbar. Kalt wird uns erst dann, wenn es daran geht, das Zelt abzubauen und die Pulka zu packen. Dann brauchen wir dringend Bewegung um wieder aufzutauen!

Eine Sache, die sehr viel Zeit in Anspruch nimmt und dazu führt, dass wir, wenn es möglich ist, doch lieber drinnen schlafen, ist das Schmelzen von Schnee um Trinkwasser zu erhalten. Wenn wir am Abend das Zelt aufgebaut haben, müssen wir zumindest grob 4 Liter Wasser herstellen – fürs Abendessen, zum Trinken am Abend, fürs Zähneputzen und fürs Frühstück am nächsten Tag. Dafür braucht man ungefähr die zehnfache Menge Pulverschnee und viel Geduld… Wir sollten einmal auf die Uhr schauen, wie lange das wirklich dauert!

Wenn wir etwas mehr Erfahrung gesammelt haben, werden wir dann noch einmal ausführlicher übers Zelten berichten. Dazu sollten wir jetzt Gelegenheit bekommen und sind schon sehr gespannt…

Wie geht‘s weiter?

Momentan genießen wir gerade einen Rasttag in Jäkkvik, wo auf uns ein Versorgungspaket gewartet hat mit Proviant für die nächste Zeit. Morgen geht es weiter Richtung Norden. Die nächsten Tage werden wir zelten – und die erste Zeltnacht werden wir ziemlich genau am Polarkreis verbringen. Am Ende dieser Etappe erwartet uns in Kvikkjokk eine Bergstation des STF – inklusive Sauna, auf die wir uns dann sicher schon sehr freuen werden.

 


Übersicht Serie „Eis, Schnee und Kanelbullar“:
[ Die ersten zwei Wochen | Kungsleden 1 | Kungsleden 2 | Kungsleden 3 | Kungsleden 4 | Kungsleden 5 | Kungsleden 6 | Zusammenfassung | Proviant | Ausrüstung ]

4 Gedanken zu „Eis, Schnee und Kanelbullar – Kungsleden Teil 2“

  1. Das Wetter scheint ja einigermaßen mitzuspielen. Ich sehe nur Bilder mit (fast) blauem Himmel. Schööööön!
    Noch keine Ermüdungserscheinungen? Noch keine Blasen an den Fersen?
    Bin schon gespannt wie es weiter geht.
    Alles gute und Frohe Ostern (PS: Wie geht Eier-
    Verstecken im Schnee? Eingraben? oder Schneeweiß einfärben?)

    1. Oja, das Wetter ist durchaus auf unserer Seite. Allerdings lassen sich auch bei gutem Licht bessere Fotos machen, daran liegt das auch ein bisschen. Liebe Grüße, Mimi und Martin
      PS: Noch größeres Problem: der Osterhase hinterlässt überall Spuren im Schnee!!

  2. Frohe Ostern liebe Mimi!
    Frohe Ostern lieber Martin!
    Passt gut auf euch auf.
    Es gibt uns viel Freude “mit” euch zu sein
    Liebe Grüsse
    Diana, Jim, Nathalie und Garett

    1. Vielen Dank, das freut uns sehr! Wir hoffen ihr hattet auch ein schönes Osterfest – liegt bei euch noch Schnee? Liebe Grüße nach Kanada, Mimi und Martin

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert