Dieses Wochenende wollten wir in der Nähe von Oxford wandern gehen. Es sollte schon etwas Zweitägiges sein, denn eine Wanderung mit Übernachtung im Zelt ist doch etwas ganz anderes als nur ein Tagesausflug. Da hat man das Gefühl so richtig in der Natur zu sein! Auf unserer Wanderkarte für die Oxforder Gegend entdeckten wir den Shakespeare’s Way.
Dieser insgesamt 235km lange Wanderweg führt von Stratford-upon-Avon, Shakespeares Geburtsort, zu Shakespeare’s Globe in London, einer Rekonstruktion des elisabethanischen Theaters, in dem damals Shakespeares Stücke aufgeführt wurden. Wir entschieden uns die Etappe von Chipping Norton im Nord-Westen von Oxford bis zu uns nachhause zu gehen. Die etwa 43km sollten an einem Wochenende gut zu machen sein.
Die Beschilderung des Weges war eher sparsam, immer wieder mussten wir Karte und Kompass herausholen um herausfinden, wie wir weiterzugehen haben. Ansonsten hat uns der Weg aber ausgesprochen gut gefallen! Es hat Spaß gemacht wieder einmal mit großem Rucksack, Zelt und Proviant unterwegs zu sein und nicht so genau zu wissen, was auf einen zukommt.
Der Weg hat uns durch eine sehr schöne, leicht hügelige Kulturlandschaft mit Weiden, Feldern, Hecken, Steinmauern, kleinen Wäldern und hübschen Dörfern geführt, fast ausschließlich auf Fußpfaden und Feldwegen. Es war toll, ein bisschen mehr von der Gegend um Oxford kennenzulernen und dabei schöne alte Steinhäuser, große Anwesen und viel Natur zu sehen. Außerdem lag auf unserem Weg auch Blenheim Palace, ein Schloss, das dem Duke of Marlborough gehört. Dieses Schloss war ein Geschenk der englischen Krone an den ersten Duke of Marlborough, der wichtige Schlachten in Europa gewonnen hatte. Insbesondere gewann er eine wichtige Schlacht (Battle of Blenheim) an der Seite von Habsburgern und Prinz Eugen gegen Bayern und Frankreich.
Beim Bau dieses Palastes war schnell ein Phänomen zu beobachten, das auch heute noch bei Großbauten tonangebend ist: innerhalb kurzer Zeit war das veranschlagte Budget deutlich überschritten und die englische Krone weigerte sich weiteres Geld zuzuschießen. In Anbetracht dieser Ausgaben ist der heutige Duke of Malborough offenbar immer noch fleißig am Geld sammeln und so ist der Eintritt mit 25 Pfund nicht gerade billig. Aber der Besuch des Schlosses mit diversen Ausstellungen und auch des riesigen umliegenden Parks ist auf jeden Fall lohnenswert, wie wir Ende Februar zusammen mit Mimis Papa gesehen haben. Ein Großteil des Parks kann auch ohne Ticket besucht werden und so führt ein Teil des Shakespear’s Way durch diesen wirklich imposanten Park.
Die Nacht haben wir in einem kleinen Wald etwa 2km vor Woodstock, wo das Schloss Blenheim liegt, verbracht. Es war dort nicht schwer einen ebenen Platz für unser Tarp zu finden und so haben wir in der Dämmerung unser Lager aufgeschlagen, in der Hoffnung, dass uns niemand finden und aus seinem Wald vertreiben wird. Zum Glück ist das tatsächlich nicht passiert, dafür hatten wir aber eine überraschend kalte und vor allem ungewöhnlich laute Zeltnacht. Während wir, in unsere Schlafsäcke eingekuschelt, versucht haben eine möglichst warme und angenehme Schlafposition zu finden, haben um uns herum alle möglichen Tiere Lärm gemacht: zuerst Fasane, dann andere Vögel, später in der Nacht ein Fuchs, der kaum mehr als 100 Meter entfernt gewesen sein konnte und dann, kurz vor dem Morgengrauen Rehe, begleitet von Eulenrufen.
Als wir am Sonntagmorgen wieder aus diesem Wald herausgewandert sind, haben wir noch ein anderes Tier vorbeilaufen gesehen, von dem wir beim besten Willen nicht sagen können, was es war: etwa so groß wie ein Hund, vom Körperbau und Lauf her eher wie ein kleines Schwein, borstig wirkendes braunes Fell, mit einem weißen hasenähnlichen Bommelschwanz. Wir haben beschlossen es Hasenschweinehund zu nennen, aber was es wohl wirklich war? 😉
Das Wandern war eher ein sehr ausgedehntes, etwas anstrengenderes Spazierengehen mit großen Rucksäcken. Wir sind auf dem Weg schnell vorangekommen, obwohl wir ein paar Mal falsche Abzweigungen genommen hatten und unseren Weg erst wieder finden mussten. So waren wir am Sonntag schon am frühen Nachmittag zuhause – zugegebenermaßen ziemlich müde, da wir schon kurz nach sieben Uhr früh aufgebrochen sind. Das waren zwei tolle Tage, die richtig Lust darauf gemacht haben, weitere Wanderungen in England zu unternehmen.
Hier noch ein paar Bilder von unterwegs:
Unser Speiseplan
Frühstück Samstag: noch zuhause, aber um uns schon in Wanderstimmung zu bringen, haben wir unseren klassischen Frühstücksbrei, den wir unterwegs immer essen, zubereitet
Zweitfrühstück Samstag (das Zweitfrühstück hat sich bei unserer Tour von Oslo nach Wien etabliert und es ist eine großartige Ausrede um am Vormittag ein bisschen zu naschen): Cross Buns am Farmer’s Market in Chipping Norton
Mittag Samstag: Packerlreis und am Gaskocher aufgewärmte Tomatenquiche, ebenfalls vom Farmer’s Market – was für ein Luxus!
Abend Samstag: Linseneintopf mit gerösteten Cashewkernen
Frühstück Sonntag: Mimis und Martins Frühstücksbrei
Zweitfrühstück Sonntag: Cinnamon Roll und Pain aux Raisins in einer Bäckerei in Woodstock
Mittag Sonntag: selbstgebackenes Brot mit Käse und Hartwürsten (tatsächlich haben wir im Supermarkt Mühlviertler Cabanossi gefunden!)
Abendessen Sonntag, schon zuhause: Brennnesselsuppe mit unterwegs gepflückten Brennnesseln
Rezepte folgen bald!
Total nette Wanderung!! Genießt es weiter so! Danke, dass wir hier in Österreich etwas mitleben können!! Es macht echt Spaß euren Blog zu lesen!
Danke, freut uns sehr, dass dir unser Blog gefällt! Wir freuen uns schon auf euren Besuch und gemeinsame Erkundungen von einem Stückchen Englands! Martin